Borgward-Villa, Horner Heerstraße 11

Geschichte

Das Landhaus wurde 1750 vom späteren Bürgermeister Dr. Hieronymus Klugkist (1711-73) errichtet. Es befand sich an der Zuwegung zu einem Landgut, das sich mit einer Länge von fast 2 Kilometern von der Horner Heerstrasse bis zum Achterdiek erstreckte. In alten Karten ist die Parkstruktur deutlich zu erkennen. An der Südseite zog sich ein breiter baumbestandener Weg entlang, der mit „Die Allee“ oder „Klugkisten Damm“ bezeichnet wurde. Hinter dem Haus befand sich ein großer regelmäßiger Gartenteil, der aus vier Feldern mit einem Wegekreuz bestand. Klugkist vererbte das Landgut an seinen Sohn Daniel (1748- 1814). Daniel klugkist wurde mit 26 Jahren in den Senat gewählt, und wurde später Bürgermeister. Ihm fiel am 22. Dezember 1810 die schwere Aufgabe zu, der Bürgerschaft mitzuteilen, dass Bremen dem französischen Kaiserreich einverleibt worden sei. Nach seinem Tod wurde es von Heinrich Uhlhorn erworben, der es 1819 an den Kaufmann Hermann Focke (1766-1824) verkaufte. Focke ließ es 1819-1820 vom damaligen Stadt- Bau- und Ratszimmermeister Johann Georg Poppe um oder neu bauen. Nach dem Tod von Herrmann Focke ging der Besitz an seine Tochter Elisabeth über, die den Kaufmann und Eltermann Carl Wilhelm Fritze (1791-1842) heiratete. Bis 1915 bleibt das Gut im Besitz der Familie Fritze. 1921 erwirbt es der Geheime Kommerzienrat und Hansa-Lloyd-Direktor Dr. Robert Anton Hinrich Allmers (1872-1951), der es 1921 nach den Plänen von Rudolf Alexander Schroeder umbauen lässt. Nachdem Allmers 1931 Bremen verlassen hat, wird es von verschiedenen Mietern bewohnt. 1936 wurde der dazugehörige Park vom Bremer Staat erworben und an den Rhododendronpark angeschlossen. Der Parkteil trägt weiterhin den Namen Allmers Park.

1938 wurde das Landhaus an den Kaufmann August Georg Nebelthau verkauft. Während der Besatzungszeit wurde es von den Amerikanern bewohnt, bis es im Juni 1952 vom Automobilbauer Carl F. W. Borgward erworben wurde. Borgward ließ es 1952-1953 vom Architekten Rudolf Lodders nach seinen Vorstellungen umbauen. Anstelle vieler kleiner Räume entstanden eine Große Halle, das Esszimmer und die Bibliothek. Am ursprünglichen Ort blieben lediglich die Küche und die Wirtschaftsräume. Im ersten Stock befanden sich die Eltern-, Kinder, Gäste- und Mädchenzimmer mit jeweils einem Bad. Die Räume wurden mit praktischen Einbaumöbeln, Bücherregalen, Sofas und Türen, die Wandschränke verbargen versehen. Auch eine Bar aus gelbem Kunstleder wurde eingebaut. Der Garten wurde vom Horner Garten- und Landschaftsarchitekten Bernd Kuhlwein umgestaltet, die alten Bäume, der gewaltige Liriodendron, die Sumpfzypresse, die Akazie und Zeder blieben erhalten.

1955 feierte Borgward hier seinen 65 Geburtstag, an dem ihm durch Bürgermeister Wilhelm Kaisen das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde. Am 28. Juli 1963 starb C. Borgward in seinem Schlafzimmer in Horn. Nach dem Tod von C. Borgward wurde das Haus von seiner Witwe und seinen Kindern bis 2000 bewohnt. Wenige Jahre später wurde es von einem Geschäftsmann erworben, der es innen für Geschäftsräume umbaute. Am Ende des Gartens baute er sich ein als Pendant ein Wohnhaus, das dem Stil der Villa angepasst ist. Seit 1973 steht es unter Denkmalschutz.

Architektur

Zustand vor 1862 (Fotomontage)
Zustand 1862 (Fotomontage)
Zustand nach 1921

Ein Steinwappen über dem Eingang bekundet das Baujahr des ersten Gebäudes von 1750. Unklar ist, ob es sich bei den von J. G. Poppe vorgenommenen Änderungen um einen Umbau oder um einen Neubau handelt, in den der Stein über dem Eingang aufgenommen wurde. Das im späten Empirestil Stil erbaute Landhaus hatte eine Länge von 29 Metern; an den Enden befanden sich mit je zwei Fenstern ausgestattete, 6 Meter lange Vorlagen, die einen Meter vorsprangen. Die mittleren drei Öffnungsachsen mit der Eingangstür wurden durch Pilaster gefasst und durch ein breites, halbkreisförmiges Fenster im Dache betont. An der Gartenseite befand sich ein ähnliches, aber kleineres Rundbogenfenster, das die große ausladende Fläche des Krüppelwalmdachs aufbrach. Durch mehrere Aus- und Umbauten erhielt es ein rein klassizistisches Gepräge.

1862 wurden im Dachgeschoss Zimmer eingerichtet. Das Gebäude wurde aufgestockt und erhielt einen Dreiecksgiebel, den das Wappen der Familie Focke-Fritze bis zum letzten Umbau zierte. Die vier Pilaster im Erdgeschoss wurden im neuen Erker mit ionischen Kapitellen fortgeführt. Abgeschlossen wurde der Erker von einem flachgeneigten Dreieckgiebel. Die alten Dachpfannen wurden später durch Weserplatten (Schiefer) ersetzt. Rudolf Alexander Schröder erweiterte den Erker auf beiden Seiten um eine Fensterachse und vergrößerte den Mittelraum im Erdgeschoss der Gartenseite. Der Vorbau, der einen Söller trägt, wurde an den Seiten durch Pergolen erweitert, die an den Ecken durch ionische Säulen gestützt wurden.  

(D1) Bremer Häuser erzählen Geschichte, Band 1, 1998,  
(D2) Bremer Häuser erzählen Geschichte, Band 2, Bremen 2001, Döll Edition
Landesamt für Denkmalpflege
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