Stimmen zur Linie 4

Bremens Bau und Umweltsenatorin Christine Wischer
 "Die Anwohnerinnen und Anwohner der Lilienthaler Heerstraße mussten in den vergangenen Monaten manche Unannehmlichkeiten ertragen. Aber jetzt ist es geschafft: Im Langen Jammer haben wir nicht nur neue Gleise verlegt, sondern der Straßenzug wurde komplett saniert. Und neue Bäume sorgen für zusätzliches Grün. Mit der Verlängerung der Straßenbahnlinie 4 von Horn-Lehe zunächst bis nach Borgfeld verwirklicht die Stadt Bremen ein weiteres wichtiges Verkehrsprojekt. Die Straßenbahn fährt im Einzugsbereich der Wohngebiete im Leher Feld und der Neubaugebiete in Borgfeld - also dort, wo die Menschen wohnen. Insofern wird der Bau der Linie 4 insgesamt zur Verkehrsentlastung in diesem Bereich führen und die Erreichbarkeit der Bremer Innenstadt, der Geschäftszentren in Horn-Lehe sowie in Borgfeld und der Ausflugsgebiete an Wümme und Wörpe verbessern. Darüber hinaus hoffe ich immer noch darauf, dass Borgfeld nicht für immer die Endstation bleibt, sondern die "4" bis nach Falkenberg weitergebaut wird. Die Zukunft des Nahverkehrs liegt darin, für die Region insgesamt ein besseres Angebot zu organisieren. Hoffnung macht, dass immer mehr Kommunen im Umland mit Bremen gemeinsam einen solchen Weg gehen wollen".
Georg Drechsler, Vorstandvorsitzender der BSAG: 
"Wer mit den Buslinien 30 oder 31 in Richtung Innenstadt fuhr, musste bisher an der Horner Mühle in die Straßenbahnlinie 4 umsteigen. Die Schnellbusse der Linie 30S und die Autofahrer steckten im Bremer Zentrum und in Lilienthal häufig im Stau und hatten dann Verspätungen. Das ist jetzt vorbei: Denn auf der neuen Strecke fährt die Bahn auf einem besonderen Bahnkörper bis nach Borgfeld. Neben der gewohnten Linie 4 rollt auch eine "Schnelle 4", die nur an einigen Haltestellen hält und daher fünf Minuten weniger Fahrzeit benötigt. Die vorhandenen und geplanten Wohngebiete im Leher Feld, Am Lehester Deich und in Borgfeld erhalten damit eine direkte, schnelle und zuverlässige Verbindung ins Bremer Zentrum. Ich denke, dass wir in den kommenden Jahren das Netz in Bremen und umzu weiter ausbauen können, um schnelle, direkte Verbindungen zu schaffen. Denn alle neuen Strecken der jüngsten Zeit haben deutliche Fahrgastzuwächse gebracht. Die Straßenbahn hat Zukunft in Bremen - und, wie wir hoffen, auch in der niedersächsischen Region!"
Jörg Monsees, Geschäftsführer der Consult Team Bremen GmbH: 
"Das Projekt war eine große Herausforderung. Denn einen kompletten Straßenzug mit Fahrbahnen, Gleisanlagen, Rad- und Fußwegen, Kanälen sowie Grünstreifen auf einer Länge von dreieinhalb Kilometern in nur rund 18 Monaten zu bauen, ist schon eine bemerkenswerte Leistung der bauausführenden Firmen und der betreffenden Behörden. Aus dem Umbau des Langen Jammers sollte natürlich nur ein möglichst kurzer Jammer werden. Darüber hinaus mussten wir viele Sonderwünsche erfüllen. Beispielsweise haben wir uns um Öllieferungen oder um Umzüge der Anwohner gekümmert. Vor allem aber musste der Verkehrsfluss auf der Lilienthaler Heerstraße in beiden Richtungen stets gewährleistet werden. Dies war eine besondere logistische Herausforderung, welche die Beteiligten, so glaube ich, gut gemeistert haben. Unser Dank gilt allen, die zum Gelingen dieses Projektes beigetragen haben. In diesem Sinne: vom Langen Jammer zur großen Freude!"

Dreieinhalb Kilometer Strecke in einem Stück gebaut
Mit Hochdruck, aber auch mit Sensibilität haben die Stadt Bremen und die BSAG das Vorhaben im Juni 2001 gestartet. Die ganze Strecke von über dreieinhalb Kilometern Länge wurde nicht unterteilt, sondern von vornherein als eine Baustelle betrachtet und eingerichtet. Dies verkürzte die Bauzeit und damit die Beeinträchtigungen erheblich.
Zunächst wurden auf der gesamten Strecke die stadteinwärtigen Verkehrsanlagen (Gleisbau, Straßenbau, Nebenanlagen) gebaut. Der Verkehr rollte während dieser Zeit auf der stadtauswärtigen Fahrspur. Die Fertigstellung dieser Bauphase war Ende 2001. Anschließend folgten die stadtauswärtigen Verkehrsanlagen. Der Verkehr rollte in dieser Zeit auf den neuen stadteinwärtigen Verkehrsflächen, wobei die künftige Straßenbahntrasse provisorisch so hergestellt wurde, dass sie während der Bauzeit vorübergehend überfahren werden konnte. Diese Arbeiten dauerten bis Ende 2002, da zusätzlich umfassende Arbeiten an den Kanälen und Erneuerungen und Umverlegungen von Versorgungsleitungen, wie beispielsweise für Gas, Wasser und Telefon, erforderlich waren. http://www.radiobremen.de/online/linie4/

Auf ihrem Weg ins Umland ist die Bremer Straßenbahn schon mehrfach ausgebremst worden. Am kommenden Wochenende nimmt die BSAG nach 18 Monaten Bauzeit Borgfeld mit in den Fahrplan auf. Ob die Linie 4 - wie ursprünglich geplant - aber noch einmal bis Lilienthal verlängert wird, ist weiterhin fraglich.
Was Bremen und Lilienthal verbindet ist der Stau. Rund 25.000 Pendler quälen sich täglich die Strecke entlang. Und ein Ende der Warteschlange ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Autos werden mehr. Nach Prognosen könnten schon in zwei Jahren 28.000 Autos den Langen Jammer runterzuckeln.
Als Alternative brachte die Bremer Straßenbahn AG die Linie 4 ins Gespräch. Die sollte zunächst bis Borgfeld, dann sollte die Tram in einem weiteren Streckenabschnitt bis Lilienthal fortgeführt werden. Auf 30 Minuten sollte das die tägliche Tour de Force in die Hansestadt verkürzen.
Mit diesem Angebot will die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) rund einige tausend Pendler zusätzlich zum Umsteigen bewegen. Allein im Streckenabschnitt bis Borgeld sollen Fahrgast-Zuwächse von 12.000 Menschen möglich sein. 32.5 Millionen Euro hat das 3,5 Kilometer lange Stück bis Borgfeld gekostet. 70 Prozent davon hat der Bund übernommen.

Das kommunalpolitische (Trauer-)Spiel
Doch ob und wann die Verlängerung bis Lilienthal kommt, ist derzeit fraglich. Im März 2002 kippte die frisch gewählte CDU/FDP Koalition in Lilienthal das Planfeststellungsverfahren. Der Grund: Die neue Ratsmehrheit wollte die Tram nicht mehr durch die Lilienthaler Hauptstraße fahren lassen. Dort fürchteten die Händler drastische Umsatzeinbußen. Damit war das Projekt gestoppt - und das gut zehn Jahre nach dem ersten Zustimmung des Lilienthaler Gemeindesrates.
450.000 Euro waren bis dato verplant. Ein "verkehrspolitisches Trauerspiel" wetterten die Umweltverbände. Statt auf öffentlichen Nahverkehr und Umgehungsstraße setzten Liliethals neue Bürgermeister nur noch auf den Autoverkehr.
Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. In Lilienthal hat eine Anwohner-Initiative einige tausend Unterschriften für die Straßenbahn gesammelt. Kürzlich hat der Landkreis Osterholz die Linie 4 in den Nahverkehrsplan aufgenommen. Im Dezember sind einige Podiumsdiskussionen geplant. Für einige scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Gemeinderat seine Entscheidung kippt.
Auf Bremischer Seite dagegen wurden auch Unterschriften gesammelt - gegen die Linie 4. So hatten zum Beispiel die Anwohner der Schwachhauser Heerstraße gegen die Straßenbahn geklagt, weil sie einen Teil ihrer Vorgärten opfern müssen. Im Oktober wurde die Klage vor dem Oberverwaltungsgericht in Bremen zurückgewiesen. Die Bauarbeiten durch die Vorgärten konnten weitergehen.
Dorothee Krumpipe
3. Dezember | Radio Bremen Online